Jens Kirchner

Kraftwerk Lausward

Bildung einer Landmarke
Standort: Düsseldorf
Auftraggeber: Stadtwerke Düsseldorf AG
Architektur: kadawittfeld architektur
Leistungsbild: Illumination der Kraftwerksfassade und des "Stadtfensters" - Bildung einer Landmarke
Fertigstellung: 2016
Auszeichnungen: Deutscher Lichtdesign-Preis 2018, Kategorie 'Außenbeleuchtung | Anstrahlung'
Das neue und klimaschonende Erdgaskraftwerk Lausward liegt, von der Düsseldorfer Innenstadt aus gut sichtbar, am Rheinbogen. Das Architekturbüro kadawittfeldarchitektur entwarf eine Gebäudehülle, die dem Anspruch des Industriebaus, ein gebautes Logo des städtischen Energieversorgers zu sein, gerecht wurde. Die Kombination aus der Beziehung zur Stadt sowie der gut sichtbaren Lage an der südwestlichen Grenze Düsseldorfs erhöhten den Anspruch an die planerisch zu entwickelnde Funktion als Landmarke. Es war von großer Bedeutung, durch konstruktive Maßnahmen diese Wirkung bei Tageslicht ebenso zu erzielen wie durch den lichtplanerischen Entwurf einer prägnanten Illumination für Dämmerung und Nacht.
Jens Kirchner
Nachtansicht Lichtfugen Stadtseite
Jens Kirchner
Tagansicht Stadtfenster
In beiden Situationen kommt dem „Stadtfenster“, das als größtes Rahmenelement die Anlage nordöstlich abschließt, eine exponierte Bedeutung zu. Seine verglaste Fassade hüllt den Schornstein als Hochpunkt der Anlage ein und gibt zugleich den Blick auf ihn frei. Im Innern des rund 60 m hohen Stadtfensters befindet sich eine rund 45 m hohe Aussichtsplattform, die gen Süden über die Anlage hinweg den Blick bis Köln und nördlich über den Rhein hinweg bis nach Düsseldorf ermöglicht. Dem Kraftwerk Lausward fungiert durch seine gute Sichtbarkeit als Landmarke, tritt aber zudem durch die integrierte, halböffentliche Aussichtsplattform mit Besuchern in Interaktion.
Dunkle Fugen teilen tagsüber die kleinteilige Kraftwerksfassade und erzeugen – im Zusammenspiel mit der Konstruktion aus hellen, unterschiedlich breiten und hohen Stahlrahmen – trotz deren Fragmentierung die zusammenhängende Großform. Das Fassadenprinzip reagiert auf den Rhythmus, den die technischen Anforderungen aus dem Innern des Kraftwerks vorgeben.

Während die Fassadengliederung dafür sorgt, dass das große Volumen des Kraftwerks optisch in kleinere, verträgliche Formen zerfällt, hält die Fassadenillumination es nachts zusammen. Sie akzentuiert das Einzelbauwerk derart, dass es nachts aus der Ferne gut wahrnehmbar ist.
Jens Kirchner
Außenansicht Stadtfenster und Metallverkleidung mit Fugen
Jens Kirchner
Detail Lichtfuge
Der architektonische Ansatz der Fuge war eine einfache technische Lösung mit hoher gestalterischer Wirkung. Die insgesamt große Länge – es wurden knapp 2.500 lfdm Gebäudefuge verbaut – erforderte dabei eine hohe Montagefreundlichkeit. Daher wurden die dunklen Blechverkleidungen der Fugen perforiert und mit einem weißen Blech als „Hintergrund“ versehen. Ein seitlich eingesetztes Lichtband erzeugt ein gleichmäßiges Hintergrundleuchten auf dieser weißen Fläche, das bei Dunkelheit das dunkle Lochblech durchdringt.

Dank dieser vergleichsweise einfach umsetzbaren Lösung wirken die Flächen der Fugen tagsüber dunkel und weichen optisch zurück. Nachts jedoch ist das kennzeichnende grüne Leuchten darstellbar, das durch die Reflexion der hellen Innenseiten bestens zur Geltung kommt. Im Rahmen der Wettbewerbsphase wurde das Leuchten der Fugen mit Intensität, Farbe, horizontaler und vertikaler Gleichmäßigkeit mithilfe von Musteraufbauten getestet und im Anschluss lichttechnisch übersetzt.
Das Stadtfenster leuchtet, analog zu den grün illuminierten Fugen, aus dem Innern heraus. Grüne LED-Strahler beleuchten die Decken des Stadtfensters sowie die Innenflächen seiner Gebäudegeometrie. Alle weiteren Flächen wirken, indem sie das grüne Licht reflektieren.

Die entstandene Gesamtwirkung kommt deshalb so klar zur Geltung, weil der Bauherr und Auftraggeber die sonst zu dominante Fluchtwegbeleuchtung der technischen Anlagen von Dauerlicht auf Bereitschaftsschaltung hat umstellen lassen. Die das Kunstlichtkonzept sonst so störenden kräftigen weißen Linien der Fluchtwegbeleuchtung sind nunmehr nur dann in Betrieb, wenn auch Arbeiter auf den Stegen und Flächen tätig sind.
Jens Kirchner
Nachtansicht Stadtfenster
Jens Kirchner
Detail Lamellenverkleidung Stadtfenster